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Gesa Dröge: Prof. Dr. Ernst Senkowski (ITK) – Prof. Dr. Erlendur Haraldsson (DBVs)

WELTBILDWANDEL


Weltbildwandel - Vom Individualismus zum Altruismus


Text auch in folgendem Buch


Folgender Text auch in diesem Buch:
Erfahrungsberichte eines Physikers in der Kommunikation mit Verstorbenenen
Vortrag Aachen, 12.11.2011


Richtige Weltbilder, falsche Weltbilder? Es sind un­sere Spiegelbilder, die wir für die Wirklichkeit halten. Es ist eine aus unendlich vielen Welten bestehende Welt.

Lotte Ingrisch

 

Einführung

Was wir gemeinhin als Egoismus bezeichnen, bedarf kaum einer Er­läuterung, eher erscheint es zweckmäßig, zur Ergänzung des Titels meines Vortrages an eine allgemeine Definition des Altruismus zu er­einnern, wie sie sich z. B. im Internet findet.


'Altruismus (von lateinisch: alter: der andere) ist die willentliche Verfolgung der Interessen oder des Wohls anderer oder des Gemeinwohls. Altruistisches Handeln wird allgemein auch mit selbstlosem Handeln gleichgesetzt. ... Die Auffassung als Selbst­losigkeit betont statt dessen die Zurückstellung eigener Anliegen bis hin zur Selbstaufopferung. Der Begriff Altruismus, als dessen Schöpfer August Compte gilt, ist ein Gegenbegriff zu Egoismus. Die erlebte Aufhebung dieses Gegensatzes wird oft als Liebe be­zeichnet. Neben Selbstlosigkeit ist Uneigennützigkeit ein weiteres Synonym für Altruismus. Die Sozialpsychologie spricht auch von prosozialem Verhalten.'

Die Weltbilder der Menschen - man kann auch sagen, ihre Bewußt­seinsinhalte - sind abhängig von geografischen Räumen und histori­schen Epochen. Sie unterliegen ständigen Veränderungen. Dies gilt für jeden einzelnen der gegenwärtig etwa 6 Mia Menschen und für eine Vielzahl kleinerer oder größerer Gruppen, die ihre sprachlich bestimmten kollektiven Bilder als 'objektive Wirklichkeit' annehmen und mit einer Außenwelt gleichsetzen, die unabhängig von ihnen vorgegeben ist. Aber nach Meinung mancher Denker gibt es kein Da-Draußen unabhängig von dem, was im Innenraum der Menschen ab­läuft. Aus diesen Vorstellungen resultiert die naive Gleichsetzung der Weltbilder mit 'der Welt' als unzulässige Beschränkung.
Tatsächlich zeigen die Veränderungen der Weltbilder, daß 'die Welt' letztlich ein unbekanntes offenes System ist, von dem wir herzlich wenig wissen - wir sehen vergleichsweise die zerklüftete Spitze eines schmelzenden Eisberges unter verschiedenen Perspektiven.
Unsere derzeitige westliche und teilweise globale Situation ist durch Jahrtausende alte religiöse und hundertjährige wissenschaftliche Dogmen charakterisiert die an Hand neuer Erfahrungen als Be­schränkungen erkannt werden. Wenn jetzt ein Teil dieser Beschrän­kungen entfällt, so wird nicht automatisch die Fülle des Alles-was-ist und der eventuelle Sinn des Lebens zugänglich, wir werden nicht plötzlich allwissend und allweise, aber die neuen Bilder sind weniger starr, farbiger und anspruchsvoller als manche der in Vergessenheit geratenen alten Konstruktionen. 
Noch erscheinen die 'klassischen' Vorstellungen im täglichen Leben als festgefügt, aber sie erweisen sich als nicht tragfähig. In den neuen Bildern erscheint 'die Welt' nicht in Form mehr oder weniger bestän­diger getrennter materieller Objekte, die im meßbaren Raum und in der linearen Zeit angeordnet sind.

Vier Erfahrungskomplexe fördern diesen Wandel:

1) Philosophische und religiöse Überlieferungen

Die Traditionen des Ostens beinhalten die Annahme eines ideellen Welthintergrundes und beschreiben die Welt als illusionär. Spiritu­elle Traditionen finden sich beispielsweise in den Qumran-Texten, im Thomas-Evangelium, in der Gnostik und im Yoga. Manchmal spricht man in diesem Zusammenhang von einer 'philosophia pe­rennis', einer 'immerwährenden Philosophie', in der - entgegen aller Dogmatik - die Weisheitslehren aller Völker und Zeiten in einem übergeordneten Prinzip zusammengefaßt werden.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophia_perennis.)


2) Paranormale Phänomene oder Anomalien


Die Einordnung der Anomalien in die materialistischen Konzepte gelingt nicht. Die Skeptiker können das Wissen um die Existenz außergewöhnlicher Phänomene nicht mehr unterdrücken.


3) Moderne und postmoderne Physik

weisen auf eine ganzheitliche Verknüpfung aller Teile unserer zersplittert erscheinenden Wirklichkeit, die die Quantentheoretiker als 'Verschränkung' bezeichnen. Dieses deutsche Wort ist eine un­vollständige Übersetzung des englischen 'entanglement', das auch den Begriff 'Verwirrung' umfaßt.


4) Moderne Bewusstseinsforschung

zeigt, daß jede Wahrnehmung der Außenwelt primär subjektiv er­lebt wird, und daß wir die Vorgänge in dieser Außenwelt in weit stärkerem Maße kreativ formen und beeinflussen als gemeinhin angenommen wird.


Diese vier Komplexe legen die Annahme einer bereits in Gang be­findlichen Weltbildwandlung nahe, deren Ziel nur undeutlich erkenn­bar ist. Mein Vortrag besteht aus fünf Abschnitten:

1 Tradierte Vorstellungen
2 Anomalien - Parapsychologie
3 Quantentheorie
4 Bewusstseinsforschung und Transpersonalität
5 Altes und neues Weltbild im Übergang

1 Tradierte Vorstellungen
Die Religionen und Philosophien der 'alten' Völker beruhen auf Vor­stellungen, die die vor einigen Jahrhunderten im Westen aufgekom­mene, materialistische Wissenschaft ablehnte, da sie alles Transzen­dente z.B. die Begegnungen mit 'Göttern' und die Überzeugung vom Fortleben als Fantasieprodukte betrachtete. Seit Beginn des vorigen Jahrhunderts wandelt sich die Bewertung der traditionellen Bilder: einerseits wird ihr zeitübergreifender Kern erkannt, andererseits wird die Relativität aller Bilder bewußt, wozu die globale informatorische Vernetzung wesentlich beiträgt.

2 Anomalien - Parapsychologie

Ich halte es für wichtig, der Parapsychologie einige Gedanken zu widmen. Angesichts der unübersehbaren Zahl außergewöhnlicher Erlebnisse sind die Menschen, die sich ihrer Erforschung befleißigen, nicht zu beneiden. Dessoir hat 1889 den Begriff 'Parapsychologie' aufgestellt als 'beschränkten Wertes praktischer Brauchbarkeit'. Un­glücklicherweise hat er mit der Vorsilbe 'para' das Gebiet schon zu Beginn ins Abseits gestellt, und dort steht es bis zum heutigen Tag. Vergeblich ringen die Parapsychologen um Anerkennung als 'Wissen­schaftler' neben einer Psychologie, deren Wissenschaftlichkeit durch­aus problematisch ist.
Die Überzeugungen der Parapsychologen sind uneinheitlich: einige geben sich spiritualistisch-transzendenzoffen, andere als materiali­stisch-transzendenzverschlossen, eine dritte Gruppe scheint gar nicht an die Existenz von Anomalien zu glauben. Methodologische Fragen stehen im Vordergrund, sodaß Andreas Resch sagen konnte:

'Nicht die Phänomene haben sich den Methoden anzupassen, sondern die Methoden den Phänomenen'.

Mit statistischen Methoden wurde erfolgreich im Labor gearbeitet, wie das beispielsweise seit über 20 Jahren in Princeton und anderswo geschehen ist. Wenn aber die Ergebnisse von den Experimentatoren abhängen, oder wenn es sich um spontane subjektive Erfahrungen von Millionen Menschen handelt, kommt die klassische Parapsy­cho­logie an ihr Ende. Die Autorin Lotte Ingrisch schreibt dazu:

 'In der Blüte der englischen Society for Psychical Research war die Unsterblichkeit das Ziel ihrer Forschung, und sie erkundete die unsichtbare Welt. Inzwischen wurde die Parapsychologie selbst ein Opfer des Materialismus, gegen den sie eigentlich angetreten ist. Sie beschränkt sich darauf, in Laboratorien zu wiegen und zu mes­sen, was unwägbar und unmeßbar ist und Experimente zu wieder­holen, die nicht wiederholbar sind, weil die Anfangsbedingungen nie exakt gleich sein können.'

Der Kommunikationswissenschaftler Tyrrell hat vor sechs Jahrzehn­ten den Weltbildwandel mit der kopernikanischen Wende verglichen. Damals ging es nur um die Mittelpunktsstellung der Erde, dieses Mal wird das gesamte materielle Universum auf den Status einer Provinz reduziert, es wird als Teil einer alles umfassenden geistigen Gesamt­heit erkannt.
Voraussichtlich wird man einer Lösung der Probleme erst mit der allgemeinen Anerkennung psychophysikalischer Wechselwirkungen näher kommen, die ein tragfähigeres Fundament bereitstellen als die vier Wechselwirkungen der gängigen Physik. Der Wandel ist längst im Gange: Der Wiener Physiker Prof. Zeilinger hat jüngst in Mainz über seine praktischen Ergebnisse in der Quantenverschränktheit vorge­tragen. In den USA listet Dean Radin in seinem jüngsten Buch sieben theoretische Ansätze zur Beschreibung der PSI-Erscheinungen auf. Am Ende nennt er die Quantentheorie, die er allerdings zur Erklärung der PSI-Phäno­mene für unzureichend erachtet. Eher ist dazu die Geometrodynamik von Burk­hard Heim geeignet, die Radin an­schei­nend nicht kennt.
Die wenigsten von Ihnen dürften eine Vorstellung von der Fülle außergewöhnlicher menschlicher Erlebnisse besitzen, die sich mit den klassischen wissenschaftlichen Konzepten nicht vereinbaren

3 Wissenschaft und Quantentheorie

Im Grunde gibt es weder 'die Parapsychologie' noch 'die Wissen­schaft', statt dessen findet man unterschiedlich orientierte Gruppen von Menschen, von denen sich jeweils die eine oder andere als mei­nungsbildend durchgesetzt hat und weiterhin durchzusetzen versucht. Wissenschaft ist kein rationales Unternehmen, sie ist 'transrational' und zeigt sich als ununeinheitliches Konglomerat von Annah­men, Überzeugungen und mathematisch formulierten Theorien, die sich auf die Interpretation einigermaßen reproduzierbarer experimenteller Er­gebnisse stützen. Die Theorien sind wichtig als Beschreibungen von Ergebnissen und insoweit sie zutreffende Voraussagen erlauben. Aber keine Theorie kann schon aus logischen Gründen die Existenz unwillkommener Phänomene ausschließen.

Hinsichtlich der Einstellung zu den Anomalien herrscht über viele Fachbereiche hinweg ein völliges Desinteresse der 'zweitklassigen konventionellen Wissenschaftler', von denen sich einige - wenn übe­rhaupt - in erbitterte Rückzugs­gefechte verwickeln. Erst während der letzten Jahrzehnte - im Gefolge neuer Ergebnisse und Theorien der modernen und postmodernen Physik, der transpersonalen Psycho­logie, Gehirn- und Bewußtseinsforschung - setzen sich mutige Vor­kämpfer öffentlich für einen Paradigmen- bzw. Bewußtseinswandel ein, indem sie unter anderem übergeordnete Einordnungsmöglich­keiten der PSI-Phänomene suchen.
In der Folge von Relativitäts- und Quantentheorie mußte zunächst die außer- oder überraumzeitliche Ineinanderverbundenheit von Elemen­tarereignissen zur Kenntnis genommen werden. Zwillings'teilchen' sind zeitlos 'entangled', verschränkt, dementsprechend läßt sich die nicht-lokale Korrelation psychischer Inhalte getrennter Personen als entangled minds deuten, z. B. im Fall der Telepathie. Der lineare Fluß der Zeit wird durch die rückläufige Beeinflussung von Prozessen ad absurdum geführt, - ein spezieller Fall des endlosen Streits der Philo­sophen über den Ursachenbegriff. Solche Versuche verlieren ihren Sinn, wenn eine entfernte Versuchsperson eine noch nicht erfolgte 'zukünftige' Entscheidung eines Computers wahrnimmt. Die zeitge­bundene Kausalität und die zweiwertige Logik versagen ihren Dienst; man kann nicht entscheiden, ob es sich um Hellsehen in die Zukunft handelt, oder ob die Versuchsperson den Computer psychokinetisch beeinflußt.
Es ist zu wenig bekannt, daß russische Forscher bei der Un­ter­suchung von DNS-Proben mit Laserstrahlung einen reproduzierbaren 'Phantom-Effekt' entdeckt haben, wobei nach Entfernen der Proben immer noch eine Veränderung der Raumzeitstruktur am ursprüng­lichen Ort nachgewiesen wurde. Diese Wissenschaftler entwickeln Vorstellungen, die man in Kürze als psycho-bio-physikalisch-ökolo­gisch-kosmisch bezeichnen kann. Im Zusammenhang - auch mit UFO-Erscheinungen - sprechen die Russen von Vakuumdomänen, in denen die bekannten physikalischen, chemischen und biologischen Gesetze nicht gelten, und Wechselwirkungen von Gravitation, elektro­magnetischen Feldern spezieller Frequenzen und veränderten Be­wußtseinszuständen auftreten. Auf eine derartige Beeinflussung des Lebens-Bewußtseins-Kreises hat Thomas Bearden bereits vor Jahrzehnten hingewiesen.
In den USA hat William Tiller die mental bewirkte, nachhaltige Verän­derung der Raumzeit nachgewiesen und den Begriff der Intention-Impregnated-Electronic-Devices - durch Absicht geprägter elektroni­scher Anordnungen - eingeführt, der  - am Rande vermerkt - einige Effekte beschreibt, die bei den instrumentell arbeitenden Trans­kommunikatoren Bacci in Italien und Homes in Deutschland auf­getreten sind.
Auch das Global Consciousness Projekt GCP ist zu erwähnen, das Roger Nelson seit 1998 durchführt. Man sucht nach Korrelationen des statistischen Verhaltens von Computerystemen mit emotional bewe­genden irdischen Ereignissen. Die Signale von etwa 100 weltweit ver­teilten Statistikgeneratoren werden kontinuierlich erfaßt und ausge­wertet. Das erste Beispiel wurde zufällig beim Tod des israelischen Staatschefs Itzak Rabin beobachtet. Besonders spektakuläre Fälle traten beim Tod von Diana auf, sowie bei der Zerstörung der Türme in den USA.
Eine in dieser Form einmalige Begebenheit spielte sich beim Tod des GCP-Mit­arbeiters Barry Fenn ab. Dieser hatte in Neuseeland zwei Systeme aufgebaut, eines bei sich, das andere bei einem Freund in der Universität in Auckland. Vor und nach Fenns Tod zeigten die beiden Geräte bedeutsame Abweichungen des statistischen Verhal­tens vom Normalverlauf. Die Kurve im Gerät des Verstorbenen wich ins Positive ab, die Kurve im Gerät seines Freundes spiegelbildlich ins Negative. Nelson hält dieses Ereignis für ein Beispiel, das von den Forschern beachtet werden sollte.


4 Bewusstseinsforschung und Transpersonalität

Die Überzeugung von der fundamentalen Bedeutung des Bewußt­seins hat eine lange Vorgeschichte. Bereits 1899 stellte der Physiker Maurice Bucke an Hand historischer Betrachtungen den Wandel des Ichbewußtseins zum kosmischen Bewußtsein dar. Ihm folgten viele Autoren bis hin zu Ken Wilber mit einem 'übergreifenden Erklärungs­modell des Bewußtseins' (1977) und einer 'Vision an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend' (1995).

Die 'Welt' wird als Spiegelbild einer speziellen Bewußtseinsstruktur unter vielen beschrieben und als Ergebnis einer 'kollektiven Hypnose', die von den Anomalien als 'Fehlstellen in der Matrix' gestört und zerstört wird. Das klassische Bild ist nicht durchgehend falsch, aber durchaus unvollständig.
Die Anerkennung des Primats des Bewußtseins erscheint als einzige erfolgversprechende Aussicht, ein Weltbild zu kreieren, in dem die paranormologischen Phänomene als normal gewertet werden. Die Psychologie wird dann ein Teil einer übergeordneten Parapsy­cho­logie: 'Die Psychologie ist nicht geeignet, die Parapsychologie zu er­klären, sondern die Psychologie wird der umfassenderen Parapsy­chologie als zweitrangig untergeordnet'.
Die Ergebnisse der modernen Gehirnforschung tragen das ihre bei, soweit sie Korrelationen zwischen den Anomalien und den Aktivitäten des Gehirns erfassen, wenn z. B. die Gehirnwellen eines Heilers mit denen eines räumlich entfernten Patienten synchron laufen.
Die Gehirntechniker sollten aber nicht vergessen, daß alle ihre For­schungen und Ergebnisse letztlich nur Bewußtseinsprozesse sind. Sie sollten die materiellen Objekte - einschließlich ihrer eigenen Körper und Gehirne - als kurzzeitig 'festgefrorene' geistige Konstrukte erken­nen.
Kommunikation erscheint als außerraumzeitliche geistige 'Resonanz', deren vollständige Erfassung wegen der Komplexität der Verknüp­fun­gen im weitgehend unbewußten Informations'raum' unmöglich ist. Auch hier versagt die reduzierende zweiwertige Logik. Das Gesche­hen ist multidimensional bestimmt und teilweise akausal. Nach Lotte Ingrisch würde Aristoteles angesichts dieses Weltbildes schreiend davonlaufen, das schon C. F. v. Weizsäcker als unzutreffend erkann­te, als er sagte:

'Die Auflösung der Wirklichkeit in ein Geflecht von Kausalfäden ist ein Irrtum'.

Die Ineinanderverbundenheit gilt inzwischen nicht nur den Physikern als kosmisches Hypernetz sondern auch den Bewußtseinsforschern, wenn etwa Charles Tart von Transpersonalität spricht und an Hand von einem Dutzend Anomalien resümiert:
'Da diese empirischen Daten Eigenschaften des Bewußtseins demonstrieren, die nicht auf physikalische Variablen oder ihre einsehbare Erweiterung reduzierbar sind, deuten sie darauf hin, daß Bewußtsein als selbständiger Faktor mit wirklich eigenen Eigenschaften untersucht werden muß und nicht nur als Begleit­erscheinung der Eigenschaften des physischem Gehirns und des Nervensystems.'

Jüngste Ergebnisse der Placebo-Forschung mögen sogar einge­fleischte materialistische Mediziner zum Nachdenken anregen: Es hat sich herausgestellt, daß nicht nur die Placebos als solche wirken, sondern daß auch die Wirkung allopathischer Heilmittel wesentlich von der mentalen Struktur des Patienten und seines Umfeldes mitbe­stimmt wird.
Aglaja Heintschel-Heinegg schrieb 1980 von 'Einflußströmen in einem kosmischen Nervensystem', die insbesondere zwischen enger emo­tional verbundenen Menschen - auch zwischen Diesseits und Jenseits - hin- und hergehen und nur selten bewußt werden. Dabei erfolgt diese mentale Transkommunikation in nicht-llnearer Weise, d.h. es gibt keine einfachen Zusammenhänge.
Eines der wichtigsten Themen in diesem Zusammenhang betrifft die lineare Zeit. Der Schriftsteller Dieter Schlesak umschrieb sie als 'ste­hendes Ich in laufender Zeit'. Wir nehmen die Ereignisse in unserem Wachbewußtsein in zeitlicher Folge wahr, weil wir mit einem Gedächt­nis bzw. Erinnerungsvermögen ausgestattet sind. Jedes neue Signal wird mit schon vorhandenen Daten automatisch unbewußt, teilbewußt und bewußt verglichen und eventuell eingeordnet. Gänzlich 'Unpas­sendes' wird überhaupt nicht wahrgenommen, verzerrt dargestellt oder zurückgewiesen. In veränderten Bewußtseinszuständen, etwa in Trance oder unter Drogen, bei außerkörperlichen und Nahtod-Erfah­rungen realisieren sich andere Bilder, und derartige innere Erlebnisse können einen nachhaltigen Wandel im Verhalten der Betroffenen be­wirken.

5 Altes und neues Weltbild im Übergang

Schauen wir kurz auf unsere gegenwärtige Wirklichkeit:
Von 6 Mia Menschen werden je Tag etwa 300.000 geboren und etwa gleichviel sterben, pro sec drei und drei. Jeder hat in einer Sekunde mehrere Erlebnisse, so ergibt sich ein unglaublicher kollektiver Daten­fluß. Infolge der Erziehung stimmen die subjektiven Erfahrungen weit­gehend mit den westlichen Vorgaben überein, die sich bis in die letz­ten Winkel des Planeten verbreiten und in manchen Bereichen ein einigermaßen erträgliches Zusammenleben ermöglichen. Die herr­schende, materialistisch orientierte Profitmaximierung zerstört nicht nur die Bio­sphäre sondern auch die Psyche. Ein Schweizer Kom­mentator kennzeichnete kürzlich das 'Himmelreich des kommerziellen Wahns' mit den Worten: 'Ich kaufe, also bin ich'.
Gegenläufig zu diesen Gegebenheiten bildet sich innerhalb der chao­tischen sozialen Systeme, kaum bemerkt von der Öffentlichkeit und fast vollständig verschwiegen von den Massenmedien, ein neues Weltbild, dessen Konturen sich andeuten, obwohl wir mangels Vor­aussicht und passender Begriffe nicht sicher wissen können, wie die zukünftige Entwicklung aussehen wird. Ken Wilber hat darüber in 'Eros, Kosmos, Logos' ausführlich geschrieben und nicht zuletzt Michael Murphy in 'Der Quantenmensch'. LeShan hat die alten und neuen Paradigmen in vier einfachen Sätzen einander gegen­übergestellt:
 

Alt                                                                 Neu

Individualität und Einzigartigkeit                   Einheit und Miteinander­verwandtschaft

Zeit ist einseitig gerichteter Fluß                   Zeit ist variable Illusion

Sinneserfahrung ist einziges Mittel               Kommunikation außerhalb der
zum Informationsgewinn                               Sinneserfahrung ist möglich

Gut und Böse sind wichtige                          Gut und Böse sind illusionär                    
Vorstellungen                                              

Etwa 15 Sätze, die Sie ebenfalls auf dem Beiblatt finden, ergänzen LeShans Ausführungen.

Abschließende Bemerkungen

Ich komme zum Ende meiner Überlegungen, in denen ich versucht habe, Ihnen einen Einblick in den Weltbildwandel zu vermitteln, der in verschiedenen Bereichen unseres Lebens im Gang ist und zu einer erweiterten Sicht des menschlichen Lebens führen könnte.

Ich weise nochmals auf Ken Wilbers Arbeiten hin, der unter anderen Avantgardisten in den USA eine wichtige Rolle spielt. Er vertritt eine philosophisch-wissenschaftliche Strömung, die die New-Age-Bewe­gung ebenso ablehnt wie den religiösen 'abrahamitischen Komplex' (also Christentum. Islam, Judentum). Europa hinkt diesen geistes­ge­schichtlichen Entwicklungen nach, die stärker 'pazifisch-integral' als 'atlantisch-individuell' orientiert sind. Als Paradigma für das 21. Jh. erscheint ein subjektiv-objektives Weltbild.

Interessanterweise stand diese Thematik auch über der 7. Schweizer Biennale am 20./21. Jan. dieses Jahres in Luzern: 'Bewußtsein und Quantencomputer', an der unter anderen der Nobelpreisträger Brian Josephson, der Quantenphysiker Hans-Peter Dürr und der schon genannte Dean Radin teilnahmen.
Der vielfach anzutreffende zunehmende, gewissenlose Individua­lis­mus, gefördert durch die Darwin zugeschriebene Vorstellung vom 'Kampf ums Dasein', setzt voraus, daß der Mensch auf die Aktionen seines materiellen Körpers beschränkt ist und mit seinem Geist und seinen mentalen Absichten nicht unmittelbar in die Umwelt eingreifen kann. Inzwischen wächst die Erkenntnis, daß unsere Gedanken und Gefühle keineswegs nur unsere eigenen und nach 'außen hin' wir­kungslos sind, sei es, daß sie andere Menschen im kosmischen Informationsnetz erreichen und beeinflussen können, sei es, daß sie imstande sind, Materie und materielle Prozesse direkt zu manipu­lie­ren. Man muß kein Moralapostel sein, um zu erkennen, daß innerhalb der holomorphen, ganzheitlichen Struktur unserer Welt das extrem egoistische Verhalten nichts als schlichte Dummheit ist. Wer als Teil einer Gesamtheit einen anderen Teil schädigt, schadet sich selbst, es wäre also zweckmäßiger, sich altruistisch zu verhalten und Harmonie anzustreben.
Da das vorherrschende System auf Grund der ihm innewohnenden Trägheit relativ stabil ist, dürfte ein durchgreifender Wandel etliche Zeit in Anspruch neh­men. Derweil hat jeder Mensch die Möglichkeit, einen ihm gemäßen Weg zu be­schreiten, und eventuell die Ent­wick­lung von der Beschränkung und Beschränktheit zur Verschränkung im Alles-was-ist-und-nicht-ist zu fördern.

Ich bin mehrfach Menschen begegnet, die sich schon in den ersten Gesprächen als verwandte 'Grenzgänger' erwiesen und sich der im wahrsten Sinn des Wortes Not-wendigen Weltbildveränderung bewußt sind. Sie erwarten die Lösung der globalen Problematik nicht von den Institutionen - sie sind vielmehr davon überzeugt, daß allein die je eigene innere Veränderung noch die Hoffnung auf ein menschen­würdiges irdisches Leben verkörpern kann.

Vortrag, Prof. Dr. Ernst Senkowski, SPG (Schweizerischen Physikalischen Gesellschaft)
Jahrestagung 2006 (20.03.2006)



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