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Gesa Dröge: Prof. Dr. Ernst Senkowski (ITK) – Prof. Dr. Erlendur Haraldsson (DBVs)

V. DELAVRE - FERNWAHRNEHMUNG

Dr. Vladimir Delavre über Fernwahrnehmung (Remote Viewing)

Dr. Vladimir Delavre

Die Unmöglichkeit der Einordnung als außergewöhnlich empfundener Phänomene in die jeweils gültigen, ihnen widersprechenden Basisvorstellungen kann im historischen Bild als übliche Begleiterscheinung eines Paradigmenwechsels verstanden werden (KUHN 1962). Jede Behauptung, neue Effekte seien nicht möglich, ist grundsätzlich falsch und entwicklungshemmend.

Es ist schwierig, diesen Anfang der siebziger Jahre in den USA für eine besondere Art von Außersinnlicher Wahrnehmung (ASW) geprägten Begriff korrekt ins Deutsche zu übertragen: Die wörtliche Übersetzung durch das Wort 'Fernwahrnehmung' kommt der eigentlichen Bedeutung des Ausdrucks sicher am nächsten. Warum es dabei geht, ist etwas, was man als eine Mischung von Hellsehen und Telepathie bezeichnen könnte, jedenfalls soweit es die ursprüngliche Versuchsanordnung betrifft.


Bei diesen Versuchen, die erstmals von den amerikanischen Physikern Russel Targ und Harold Puthoff am Stanford Research Institute (SRI) durchgeführt wurden, ging es um die außersinnliche Wahrnehmung und Beschreibung entfernter Orte, an denen sich ein als' Agent' wirkender Versuchsleiter aufhielt, während eine im Labor sitzende Versuchsperson als 'Perzipient' versuchen musste, eine verbale und zeichnerische Deutung des ihr unbekannten 'Zielortes' zu geben.


Im Einzelnen liefen die Experimente so ab, dass der Versuchsleiter ein nach dem Zufallsprinzip ausgesuchtes Ziel in der Stadt oder in der Umgebung ansteuerte und dort etwa 15 Minuten betrachtend verweilte.


Die Versuchsperson im Labor hatte währenddessen die Aufgabe, sich geistig auf den unbekannten Zielort einzustellen und eine Skizze der mental empfangenen Bildeindrücke anzufertigen. Parallel dazu wurde die verbal geäußerte Schilderung des Ortes auf Tonband dokumentiert.


Es zeigte sich, dass die Mehrzahl der Versuchspersonen, darunter auch völlig ungeübte, wie etwa der Hausmeister des Forschungsinstitutes, das ausgesuchte Zielobjekt gut erkennbar skizziert hatten. Um eine möglichst positive Voreingenommenheit der beiden Versuchsleiter auszuschließen, wurde die eventuelle Übereinstimmung zwischen der Fernwahrnehmungsskizze und einem vom Versuchsleiter vor Ort angefertigten Foto des Zielortes von unabhängigen Gutachtern verglichen und bewertet.


In den folgenden Jahren wurden diese Experimente von verschiedenen Forschungsgruppen, so zum Beispiel von Robert Jahn und Brenda Dunne an der renommierten Princeton Universität wiederholt, wobei die Wertigkeit der ersten Versuchsserie am Stanford Research Institute bestätigt werden konnte.


Die tatsächliche Entfernung zwischen Versuchsperson und Zielort hatte keine Bedeutung für den Versuchserfolg. In späteren Jahren wurden unter anderem erfolgreiche Versuche zwischen Rom und Detroit und zwischen Moskau und San Francisco durchgeführt.

Interessanterweise scheint auch die Zeit bei diesen Experimenten keine wesentliche Rolle zu spielen. Bei einigen Versuchsserien wurde der jeweils daran beteiligte Perzipient darum gebeten, den Zielort zu beschreiben, bevor dieser über ein Zufallssystem ausgewählt worden war.

Auch in dieser ungewöhnlichen Versuchssituation gab es erfolgreiche Zuordnungen zwischen dem später aufgesuchten Zielort und der vorher auf Band aufgezeichneten Beschreibung. Für den am Ort befindlichen Versuchsleiter als' Agenten' war es ein seltsames Gefühl, an einem zuvor unbekannten Ort anzulangen und dabei eine korrekte Beschreibung vom Band abzuhören, die von jemandem stammte, der sich noch nie dort aufgehalten hatte.

Diese Experimente, wie auch solche über die nachträgliche Beeinflussung von in der Vergangenheit aufgezeichneten Zufallsereignissen, sind Beweis dafür, dass es Kommunikationskanäle gibt, die nicht den gewohnten Raumzeitgesetzen unterworfen sind.

Möglicherweise handelt es sich bei der Nicht-Umkehrbarkeit des Zeitverlaufs überhaupt nicht um ein Naturgesetz, wie der bekannte französische Physiker Olivier de Beauregard vermerkt, sondern nur um das Ergebnis der gewöhnlichen Beobachtung bestimmter Ereignisse.


So gibt es in der theoretischen Physik durchaus zeitlich umkehrbare Prozesse, worauf zum Beispiel die Gleichungen für die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen und für die gravitativen Wirkungen hinweisen. Um Einsteins Aussage aus dem Jahr 1955 zu zitieren: 'Für uns gläubige Physiker ist die Unterscheidung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eine Illusion, und zwar eine sehr hartnäckige'.


Bei allen Fernwahrnehmungsexperimenten konnte man feststellen, dass, ähnlich wie bei den klassischen Hellsehversuchen, alle Bildeindrücke relativ unverzerrt wiedergegeben wurden. Sobald der Sensitive, also die Versuchsperson, die gewonnenen Eindrücke aber verbal zu vermitteln versuchte, gab es deutlich mehr Fehlangaben.

Nach Meinung von Russel Targ und Keith Harari, den Autoren des Buches 'The Mind Race' (deutsch: 'Jeder hat ein 3. Auge'), liegt die höhere Fehlerquote in dem, was sie missverständlicherweise mit dem Ausdruck 'geistiges Rauschen' belegen. Darunter verstehen sie alle schon vorgeprägten Informationen, also Erinnerungen und Vorstellungen, die sich störend an die Stelle der eigentlichen paranormalen Wahrnehmungen schieben.

Die Wirkung dieser Störfaktoren verstärkt sich immer dann, wenn die Art des wahrzunehmenden Gegenstandes bekannt ist und ein einzelnes Objekt aus einer begrenzten Auswahl erkannt werden soll, so wie es zum Beispiel bei den inzwischen berühmt gewordenen Kartenversuchen Joseph Rhines der Fall war.

Auch im Stanford Research Institute wurde dieser Störeffekt durch ein Experiment bestätigt, bei dem den Versuchspersonen sechs Fotos verschiedener Zielorte gezeigt wurden. Die Aufgabe bestand darin, denjenigen Ort sensitiv zu erfassen, an dem sich der Versuchsleiter zu diesem Augenblick aufhielt.

Die Ergebnisse des so gestalteten Fernwahrnehmungsexperiments waren deutlich schlechter als in der ursprünglichen 'offenen' Versuchsanordnung, die der Psyche der Versuchsperson wesentlich mehr Raum für freie, d.h. vorgeformte Deutungsmöglichkeiten ließ.

Da man berechtigterweise vermuten kann, dass im Prinzip jede vorhandene Information ihre Spuren in einem alles umfassenden Informationsfeld hinterlässt, aus dem diese unter geeigneten Umständen wieder abgerufen werden können, kommt es beim 'Empfang' vor allem darauf an, zwischen der tatsächlichen paranormalen Nachricht und selbst erzeugten Bildern und Bedeutungen unterscheiden zu können.

Je leerer der eigene geistige Raum wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass spontan auftauchende Eindrücke paranormaler Art registriert werden können. Wichtige Merkmale solcher Wahrnehmungen sind ihre Flüchtigkeit und eindeutige Fremdartigkeit, das heißt der Betreffende empfindet das Bild als eine neue und überraschende Information, die nicht aus seiner gewohnten Vorstellungswelt stammt.

Der Verfasser dieses Beitrages hat selbst ähnliche Experimente durchgeführt und hatte dabei den Eindruck, dass die echten paranormalen Wahrnehmungen deutlich anders geistig' gesehen' wurden als die aus der eigenen Phantasie auftauchenden Eindrücke.

Im Gegensatz zu den letzteren schienen die sensitiv empfangenen Bilder von selbst zu leuchten und bestanden nur aus einzelnen Details in einem nicht genauer strukturierten Umfeld. Zur Veranschaulichung könnte man sich ein matt leuchtendes Neonzeichen in einem dichten Nebelfeld vorstellen.

Für eigene Experimente eignen sich auch einfache Einstiegsversuche, bei denen z.B. eine gegenübersitzende Person ein klar strukturiertes Objekt beliebiger Art auf einem Blatt skizziert und sich darauf konzentriert, während man selbst versucht, mit seinem 'geistigen Auge' hinter sie zu treten, um auf das Papier blicken zu können.

Eine wichtige Regel für den Versuchserfolg besteht darin, dass man nur das schildert oder selbst skizziert, was man 'para-optisch' wahrnimmt, ohne die so wahrgenommene Form gleich zu benennen. Alles Definierende und Analytische muss vermieden werden, da es von dem eigentlichen Wahrnehmungsmodus ablenkt und in die Irre führen kann. So kann man vielleicht zutreffenderweise zwei nebeneinanderliegende Kreise mit einer Verbindung wahrnehmen, und dann daraus den fälschlichen Begriff 'Brille' analysieren, während die verborgene Skizze des Partners in Wirklichkeit ein Fahrrad darstellt.

Eine weitere, leicht zu verwirklichende Experimentiermöglichkeit besteht darin, in einem Buch mit Abbildungen (etwa einem Bildlexikon), das geschlossen vor einem liegt, geistig eine bestimmte Seitennummer 'anzupeilen' und zu versuchen, die dort verborgene Abbildung zu zeichnen oder zu beschreiben.

Es ist wichtig, sich dabei soweit wie möglich von allen erwarteten und vorgeprägten Bildern zu lösen und abzuwarten, bis sich das gesuchte Objekt allmählich aus Details aufbaut und ein überraschendes und nur schwer zu definierendes Gefühl von 'das ist es' vermittelt.

Um den Lesern dieser Zeitschrift die Möglichkeit zu geben, eigene Erfahrungen mit 'Remote Viewing' (RV) machen zu können, hat die Redaktion ein entsprechendes Experiment vorbereitet, das an anderer Stelle dieses Heftes nachzulesen ist. Da man nach allen bisherigen Erfahrungen mit Psi-Phänomenen davon ausgehen kann, dass die Fähigkeit zur außersinnlichen Wahrnehmung allen Menschen mehr oder weniger eigen ist, sollte sich jeder an diesem Versuch beteiligen können.

Literatur

Jahn, Robert; Dunne, Brenda: Margins of Reality

The Role of Consciousness in the Physical World. Harcourt Brace Janovich: London 1988

Rauscher, Elisabeth; Hock, Jack: Remote Viewing - The Second Decade. 
In: PSI-Research, vol. 4, Nr. 3/4 (1985)

Targ, Russel; Keith, Harary: Jeder hat ein 3. Auge. Diana: Zürich 1985

Targ, Russel; Puthoff, Harold: Mind-Reach - Positive Proof that E.S.P. Exists. Canada Publishing: London 1978

ZSTK Vol. III, No. 3, 1994 

(Anm. GD: In Website eingefügt am 08.02.2024)







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